Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Tag 2 Montag: Ketchaoua Moschee, Fußballclubs und Zitadelle

Der zweite Tag unserer Exkursion in Algerien begann mit dem Schreien der Möwen, während die Morgensonne die französischen Bauten Algiers in orangenes Licht tauchte.

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Einige Zeit nach Sonnenaufgang traf ein Teil der Exkursionsteilnehmenden beim Frühstück aufeinander. Auf silbernem Tablett lockten Gebäckstücke aus Blätterteig zum Verzehr, darauf ein glänzender Film aus Zucker. Gegenüber dünne, in Fett gebackene Teigstücke, die mich an ostafrikanische Chapati erinnerten.

Während des Frühstücks teilte sich die Gruppe für den freien Vormittag auf, um die Stadt am Mittelmeer zu erkunden. Ein Teil von uns schlenderte über den belebten Markt hinunter zum Meer. Dabei ging es vorbei an streunenden Katzen, frischen Baguettes und Datteln - von einem nahegelegenen Fischermarkt direkt am Meer wehte ein intensiver Geruch. Auf dem Rückweg trafen wir auf einen Algerier, mit dem wir ins Gespräch kamen und der uns zu einem Café führte. Dort tranken wir schwarzen Tee und Kaffee. Letzterer, so waren sich alle einig, schmeckte besser als der im Hotel – ein guter Fund.

Zurück im Hotel packten alle ihre Habseligkeiten zusammen und gaben das Gepäck an der Rezeption ab. Zur Mittagszeit ging es für die gesamte Gruppe zur Kasbah, der Altstadt Algiers.

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Die Kasbah, in der zerfallene Häuser in engen Gassen den Hügel hoch zur Zitadelle führen, wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Jamal, unser Guide in blauem Kaftan, der hier aufwuchs und zur Schule ging, führte uns zuerst zur Ketchaoua Moschee, die am Fuß der Kasbah liegt. Sie sei von den Franzosen 1832 besetzt und in St. Phillipps Kathedrale umbenannt, später zerstört und als Kirche neu aufgebaut worden, erzählt er. Nach der Unabhängigkeit entschieden die Algerier, das Gebäude zu einer Moschee umzubauen. Erneute Restaurierungsarbeiten dauerten bis ins Jahr 2018. Die hohen Kosten übernahmen die Türkei und die UNESCO. Heute konnten wir die Moschee allerdings nicht betreten, da erneut gebaut wird. Insgesamt, so sagte Jamal, werden weitere drei Moscheen in der Altstadt mit Geldern der UNESCO renoviert.

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Das nunmehr fast verlassene Viertel Algiers wurde früher von vier Türmen und einer sie verbindenden Mauer umgeben. Bei unserem zweistündigen Rundgang kamen wir an einem Museum zum algerischen Unabhängigkeitskampf in der Kasbah vorbei, das wir dann auch besichtigten. Leo erzählte von dem Film SCHLACHT UM ALGIER (The Battle of Algiers) aus dem Jahr 1966, eine algerisch-italienische Co-Produktion, die vom Algerienkrieg handelt. Damals spielten viele Bewohner der Kasbah als Laiendarsteller mit. Seit einiger Zeit, so Bettina, verlassen viele ehemalige Anwohnerinnen den Ortsteil. Dass sie nach den Restaurierungsarbeiten wiederkehren können, ist nicht gewiss. Wahrscheinlicher ist, dass die Kasbah zum attraktiven Ziel für Touristen umgebaut und für normales Wohnen zu teuer sein wird.

Den Nachmittag über sahen wir viele Wandmalereien von den zwei rivalisierenden Fußballvereinen, dem 1921 gegründeten MC Alger (MCA) und dem 1937 gegründeten USM Alger (USMA), darüber hinaus eine Vielzahl kleiner und größerer Mosaiken. Wir besuchten ein privates Wohnhaus, das die Anwohner Touristen gegen ein kleines Entgelt zur Verfügung stellen. In der obersten Etage konnten wir, etwas unwirklich zwischen Wäscheleinen, einen Blick auf die Dächer Algiers und auf das Mittelmeer werfen.

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Abends trieb es uns an den Hafen der Hauptstadt. An einem lauschigen Ort mit einigen Cafés und Imbissen, an dem Algerier und (vermeintlich) wenige ausländische Besuchende sich mischten, bestellten wir Kaffee und Eis. Um 19 Uhr ging es zurück zum Hotel, wo wir unser Gepäck abholten und in die drei Fahrzeuge stiegen, die uns zum Flughafen bringen sollten. Während wir unsere Rucksäcke in den Kofferraum der Autos schleppten, hielten wir den Verkehr auf. Einige Autofahrer hupten wie verrückt, bis wir schließlich losfuhren.

Am Flughafen angekommen, gaben wir unser Gepäck auf und luden unsere Energiereserven mit Pizza, Baguette und Tee in einem Café auf. Durch den Sicherheits-Check gekommen folgte der nächste Stopp in einem in rosa Farbe getauchtes Restaurant namens „One Way Coffee“, in dem wir Karten spielten, über Spielregeln diskutierten und müde, aber dennoch freudig auf den Flug nach Tindouf warteten. Unser Flugzeug startete um kurz vor Mitternacht.

Marie N‘gouan

 

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