Judaistik
Synagogenmosaik aus Tiberias (Israel), mit Darstellung des Tempels
Entdecke die Welt jüdischen Lebens, jüdischer Texte und Geschichte: Wie entwickelten sich in der Antike und im Mittelalter eine Vielfalt verschiedener jüdischer Kulturen? Wie prägten sie das Alltagsleben und das religiöse Leben? Welche Texte haben Juden und Jüdinnen gelesen, interpretiert und geschrieben? Wie können wir heute Zeugnisse dieser Lebenswelten und Literatur finden? Welche Traditionen haben sich bis heute erhalten, haben sich verändert oder sind verschwunden? Welchen Einfluss hatte die christliche oder muslimische Umgebung auf jüdisches Denken und Leben? In welchen Sprachen verständigten sich Jüdinnen und Juden untereinander und wie interagierten sie mit ihren christlichen oder muslimischen Nachbarn? Und wie blicken heute Israelinnen und Israelis auf ihre Geschichte?
All diese Fragen kommen im Studium der Judaistik zur Sprache. Das Fach vermittelt und erforscht eine mehr als 3000 Jahre alte Geschichte, Religion und Literatur – bis hinein in die heutigen Lebenswirklichkeiten von Jüdinnen und Juden, die auch säkulare Formen jüdischer Identität beinhalten.
Die Geschichte der Judaistik in München reicht bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück (mehr dazu hier). Der Fokus der Lehre liegt zum einen auf dem rabbinischen Judentum, zum anderen auf dem Judentum in der islamischen Welt in der Vormoderne. Die Expertise für letzteres ist deutschlandweit einzigartig. Zudem ist das Studium der Judaistik durch den Fokus auf den gemeinsamen geographischen und kulturellen Raum eng verzahnt mit den anderen Fachbereichen, die innerhalb des BA oder MA Naher und Mittlerer Osten studiert werden können. Am Institut wird das Fach in enger Verzahnung mit der Forschung unterrichtet, besonderer Wert wird auch auf den Einsatz innovativer und digitaler Methoden gelegt. Studierende können früh selbst in verschiedenen Forschungsprojekten eingebunden sein und tragen in engem Austausch mit den Lehrenden zur Gestaltung der Veranstaltungen bei.
Hier werden die Schwerpunkte des Studiums näher beschrieben:
Rabbinisches Judentum
Oben: Aramäische "Zauberschale" aus Nippur, Irak (Object B2945. Courtesy of the Penn Museum.). Unten: Barcelona Haggadah aus Katalonien, Spanien (CC0 1.0)
Als rabbinisches Judentum wird eine Epoche der jüdischen Geschichte bezeichnet, die für die Entwicklung der jüdischen Kultur und Religion formativ war und sie bis heute prägt. Die Verfasser und Lehrer der zentralen Texte, die in der Spätantike in Palästina und Mesopotamien entstanden, werden Rabbinen genannt – daher stammt der Ausdruck „rabbinisches Judentum”. Neben den beiden Talmuden, die sich im Schwerpunkt mit dem jüdischen Recht befassen, sind auch Traditionen der Bibelauslegung (sogenannte Midraschim) sowie die aramäischen Übersetzungen der Bibel (Targumim) für diese Phase bestimmend. Die historisch-literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Texten bildet die Grundlage auch für die Beschäftigung mit jüdischer Kultur in den folgenden Jahrhunderten, in denen auf die Texte Bezug genommen wird, sie interpretiert werden, oder sich von den darin verankerten Prinzipien abgegrenzt wurde. Im Studium dieser Epoche werden daher auch immer wieder Verbindungen zu Lebensrealitäten von Juden und Jüdinnen im Mittelalter, in der Neuzeit und bis heute gezogen.
Das Studium zu diesem Schwerpunkt der Judaistik führt in verschiedenen Aspekte des rabbinischen Judentums ein:
- Wechselbeziehungen von Judentum und Hellenismus
- Dichtung und Liturgie
- religiöse Auslegungstraditionen
- rabbinische Literaturgattungen
Judentum in der islamischen Welt
Oben: Solomon Schechter mit den Handschriften der Kairoer Genizah (Reproduced by kind permission of the Syndics of Cambridge University Library). Unten: Hauptsynagoge Aleppos.
Besonders passend zum Fokus des Instituts auf die Sprachen und Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens in der Vormoderne und Moderne fügt sich der zweite Schwerpunkt der Judaistik in München, dem stark in dieser Region verwurzelten Judentum in der islamischen Welt. Die intensive Beschäftigung mit diesem Thema ist ein besonderes Merkmal der Judaistik in München, wo diverse judaistische Fragestellungen im Austausch mit verwandten, am Institut vertretenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen auf sprach- und literaturwissenschaftlicher Basis bearbeitet werden. Erschlossen wird die Geschichte, Literatur und Kultur der jüdischen Gemeinschaften im islamischen Herrschaftsraum vom 7. Jahrhundert bis zum 14. Jahrhundert, besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Gemeinschaften in der arabischen Welt. Doch auch das Judentum im osmanischen und persischen Reich wird in den Blick genommen. Die Entwicklungen der jüdischen Kulturen in diesen Räumen werden im Kontext, im Kontakt und in der Konkurrenz mit der islamischen Umgebungskultur untersucht. In der Lehre stehen folgende Themen im Fokus:
- religiöse Autoritäten (die Geonim)
- Gemeinschaft der Karäer
- Genizah-Studien
- jüdische Bibelauslegung
- hebräische Handschriftenkunde
Anbindung an die Forschung
Am Institut für den Nahen und Mittleren Osten ist die Lehre der Judaistik an eine große Bandbreite interdisziplinärer Forschung angebunden. Die ebenfalls dem Institut angeschlossene Forschungsstelle für jüdisch-arabische Kulturen ermöglicht zahlreiche Projekte, an denen Studierende mitwirken. Sie bietet auch den Rahmen, regelmäßig internationale Forschende in München begrüßen zu dürfen und in Vorträgen, Masterclasses und Einzelgesprächen Einblicke in weitere Forschungsbereiche der Judaistik zu bekommen.
Studierendenprojekte
Projekte aus dem BA-Seminar (12490 VM Judentum im Nahen Osten, SoSe 2017, Vollandt und Brill), Juden unter islamischer Herrschaft:
Projekte aus dem BA-Seminar (12470 GM Judentum im Nahen Osten Grundlagen, WiSe 2017/18, Vollandt und Gibson), Rabbinic Judaism from within and without:
- Ein Überblick über die Sprachen des Rabbinischen Judentums
- YOM KIPPUR: Der Neuentwurf der Rabbinen und die Entwicklung bis heute
- Determinanten rabbinischer Kunst: Einflüsse von "Innen" und "Außen"
- Essen im Judentum: Der Einfluss der jüdischen Speisentradition auf aktuelle Trends
- Der Midrasch - oder die Suche nach der göttlichen Offenbarung
- Tiere im Judentum: "Macht euch die Erde untertan"- Die Beziehung zwischen Menschen und Tieren in der Thora.
- Orality in Rabbinic Judaism
Leitung
Adresse
Ludwig-Maximilians-Universität
Institut für den Nahen und Mittleren Osten - Judaistik
Veterinärstr. 1, 80539 München
Bitte respektieren Sie unsere NEUEN Kernöffnungszeiten: Mo - Do 10.00 - 14.00 Uhr
Sekretariat
Mitarbeiter
- Ayoub, Ella Christina M.A.
- Dr. Bernheimer, Teresa
- Dr. Brill, Yossi
- Dr. des. de Molière, Maximilian
- Dr. Faragalla, Joseph
- Fuchs, Annabelle M.A.
- Gzella (geb. Rasche), Lea M.A.
- Ioppolo, Fabio M.A.
- Mattutat, Sara
- Morar, Alexander M.A., M.L.I.S.
- Dr. des. Schmitt, Sophia
- Dr. des. Schwarb, Gregor
- Sezer, Emine B.A.
- Shub, Jakob
- Stadler, Ezra B.A.
- Tarras, Peter M.A.
- Urbiczek, Nadine M.A.