Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Für Studieninteressierte

Interessieren Sie sich für die Menschen im Nahen und Mittleren Osten: für ihre Vorstellungen und für ihre Lebensumstände?

Wichtig ist dabei die Reihenfolge. In einem ersten Schritt geht es bei uns um die Vorstellungen besonders der intellektuellen Eliten im Nahen und Mittleren Osten. Diese Vorstellungen lernen Sie in arabischen, hebräischen, persischen, türkischen u.a. Texten (und Filmen, Fernsehsendungen usw.) kennen. In einem zweiten Schritt kombinieren wir diese Texte mit weiteren Quellen und schließen auf die tatsächlichen Lebenswelten. Nicht nur der Eliten, die die Texte oder Bilder produzieren, sondern aller Teile der Gesellschaften.

Das bedeutet: die Lektüre originalsprachlicher Texte spielt im Studium eine zentrale Rolle.

Möchten Sie neue, auch Ihnen unvertraute Konzepte kennenlernen und verstehen?

Ihre Offenheit, ja Neugier ist zentral. Das größte Hindernis beim Verstehen ist bekanntlich, wenn Sie einfach das Ihnen Bekannte (oder dessen Gegenteil) im Nahen und Mittleren Osten wiederfinden wollen. Anders als die Medien dies vermitteln, ist der Orient NICHT ein Gegenentwurf zu Europa, sondern komplex, eigenständig und doch mit Europa mannigfach verwoben!

Wollen Sie sich viel Zeit nehmen, um in den drei BA-Jahren zwei neue Sprachen zu lernen: jede Woche 10-20 Stunden und mehr?

Weltbilder sind in Sprachen kodiert. Daher ist das Sprachenlernen der Schlüssel zum Verstehen. Das Besondere in München: wir verstehen die Islamische Welt (The Islamicate World) als eine mehrsprachige und religiös vielfältige Einheit. Deswegen lernen Sie bei uns zwei Sprachen (Arabisch, Hebräisch, Persisch, Türkisch - oder auch Aramäisch, Armenisch, Kurdisch, Usbekisch usw.)

Wie weit Sie beim Sprachenlernen kommen, hängt stark von Ihrem Einsatz ab. Da unsere Sprachen recht herausfordernd sind, erreichen Sie, wenn Sie fleißig sind, nach zwei Jahren Niveau B2, kommen nach drei Jahren darüber hinaus.

Interessieren Sie sich für geschichtliche Zusammenhänge UND für aktuelle Fragen?

Wir sind überzeugt, dass vieles Heutige am besten historisch zu erklären ist. Daher unterrichten wir sowohl zur Gegenwart und zur Moderne wie auch zu den älteren Wurzeln: beide Hälften gehören dazu. Wir behandeln in ein und demselben Kurs Istanbul mit den Theorien von global city und governance, schauen aber auch, wie Süleyman das Recht islamischer Stiftungen bei seinen Moscheebauten verwendete. Und vergleichen in einem anderen Kurs die Propaganda der heutigen Dschihadisten mit der Propaganda von Saladin gegen die Kreuzfahrer.

Für diejenigen mit Schwerpunkt "Arabisch": Sie wollen die Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens umfassend verstehen und arabische Texte in der Tiefe analysieren, nicht nur arabisch reden.

Ein sehr wichtiger Punkt speziell beim Arabisch-Lernen. Und eine sehr häufige Quelle der Unzufriedenheit. Das Arabische besteht aus zwei eng miteinander verwandten Varianten, die so gut wie immer miteinander verwendet und gedacht werden. Der regionale DIALEKT ist die Muttersprache, die Sprache im Alltag, die Sprache der Freundschaft und der Liebeserklärung, und der Flüche - einfach die normale Sprache. Die HOCHSPRACHE ist die Schulsprache, die Sprache der Bücher, der Journalisten und der Kultur. Eine formelle, offizielle und immer etwas steife Sache.

Bei uns lernen Sie in erster Linie die HOCHSPRACHE, schriftlich und mündlich, weil diese der Schlüssel zum umfassenden Verständnis der Kultur ist. Zusätzlich lernen Sie einen DIALEKT. Beides sollen Sie in den Sprachaufenthalten vertiefen. Nach dem BA-Studium in München können Sie also lesen (und formell und etwas steif sprechen), während Ihre Alltagskommunikation stark davon abhängt, wie Sie Ihre Sprachaufenthalte gestalten.

Für diejenigen mit Schwerpunkt "Türkisch": Im BA-Studiengang lernen Sie Türkisch zu lesen, zu schreiben, zu sprechen und zu verstehen.

Das heutige Türkisch ist durch eine "Sprachrevolution" gegangen, in der der allergrößte Teil des Wortschatzes der Gebildeten ausgetauscht wurde. Die alte Variante, das Osmanische, das meist mit arabischen Lettern geschrieben wurde, ist aber immer wieder präsent. Und wer etwas über die Geschichte von vor auch nur sechzig Jahren wissen will, muss ohnehin damit zurechtkommen. Zum Osmanischen wird Ihnen am Ende des Studiums eine Brücke gebaut.

Für diejenigen mit Schwerpunkt "Judentum im Nahen und Mittleren Osten": Sie erwerben Kenntnisse der Geschichte und Kultur des Judentums, insbesondere unter islamischer Herrschaft, und lernen Hebräisch zu lesen, zu schreiben, zu sprechen und zu verstehen.

Das Studium führt in die formative Phase des Judentums in der rabbinischen Spätantike in Palästina und Mesopotamien und in das Judentum in der islamischen Welt ein. Dies geschieht im stetigen Austausch mit verwandten Disziplinen am Institut und schafft eine solide historische und kulturwissenschaftliche Grundlage. Das ist gerade auch in gegenwertigen Diskursen um Diversität und Minderheiten im Nahen Osten unabdinglich.

Bei uns lernen Sie vorwiegend modernes Hebräisch (Ivrit). Wir vermitteln aber auch die grundlegenden Kenntnisse der verschiedenen vor-modernen Formen des Hebräisch (biblisch, rabbinisch, mittelalterlich). Wert legen wir auf eine interaktive, didaktisch abwechslungsreiche Lehre und aktive Sprachbeherrschung.

Für diejenigen mit Schwerpunkt "Persisch": Sie lernen Persisch lesen, schreiben, verstehen und sprechen und setzen sich mit Geschichte, Kultur, Politik und Religion, insbesondere des Irans seit der Neuzeit auseinander.

Wir befassen uns mit Neupersisch (nicht etwa Mittelpersisch). Sie lernen bei uns also modernes Persisch lesen, schreiben, verstehen und sprechen und setzen sich mit Geschichte, Kultur, Politik und Religion, insbesondere des Irans seit der Neuzeit auseinander.

Dies führt in alle Richtungen und Tiefen der iranischen Welt von modernen Medien- oder Musiktexten bis zu Klassikern wie Saʿdi und Ferdowsi. Wir vermitteln einen Einstieg in aktuelle Themen wie Politik, Gender oder Recht im modernen Iran ebenso wie die Grundlagen und Formation des heutigen Zwölfer-Schiʿismus. Wir setzten uns mit Fragen ethnischer und religiöser Minderheiten als auch den historischen Verflechtungen Irans mit Zentralasien, Indien, dem Persischen Golf, Arabien und der Türkei auseinander. Sie lernen die Unterschiede zwischen Persien und Iran, oder Persisch und Farsi als auch, warum Iran ein nicht trennbarer Teil des sogenannten "Nahen und Mittleren Ostens" ist.

Sie sind im Nahen und Mittleren Osten gereist, sprechen zuhause (oder hatten in der Schule) eine der Sprachen, oder waren im Religionsunterricht?

Bringen Sie Ihr Wissen ein und werden Sie besonders gut! Und denken Sie dran: die große Gefahr ist, dass Sie meinen zu wissen, sich zurücklehnen und drum den Anschluss verpassen.

Aber: Vorkenntnisse über den Nahen und Mittleren Osten sind NICHT nötig für ein erfolgreiches Studium. Bei uns lernen Sie Sprache und Kultur von Null auf kennen.

Sie sind gläubig und interessieren sich für den Islam, das orientalische Judentum, das orientalische Christentum, die Ahl-e Haqq?

Auch das ist hilfreich. Aber: unser Ansatz ist agnostisch. Im Rahmen des Studiums sind also Ihr Weltbild und die sehr verschiedenen Weltbilder der Dozierenden und Prüfenden NICHT gemeinsamer Referenzrahmen und Ihr geistliches Wachstum ist KEIN Ziel. Wir sind keine Theolog/innen, und eine religiöse Norm interessiert uns wissenschaftlich als kulturelles Phänomen, nicht als Anweisung. Entscheidend ist Ihre Offenheit gegenüber Neuem!