Der Konflikt um die Westsahara
Das Gebiet der Westsahara war offiziell seit 1884/85, der Berliner Konferenz, auf der die europäischen Mächte große Teile von Afrika unter sich aufteilten, eine spanische Kolonie. Die anderen Regionen rings herum, also das heutige Mauretanien, Mali, Algerien, Marokko und weitere Gebiete, wurden zur gleichen Zeit von Frankreich besetzt und kolonisiert. Im Zuge der Unabhängigkeit Marokkos von Frankreich 1956 und des algerischen Unabhängigkeitskampfes von 1954 bis 1962 stellte sich die Frage der Entkolonisierung auch für Spanien und die Westsahara, wobei Sahrauis sich bereits davor gegen sowohl die spanische als auch gegen die französische Kolonialherrschaft gewehrt hatten.
Da spanische Wissenschaftler jedoch in den 1940er Jahren Phosphor auf dem Gebiet der Westsahara gefunden hatten, das hohe Gewinne auf dem Weltmarkt versprach, verzögerte sich der Prozess der Dekolonisierung.
Nach dem Tod des spanischen Diktators Franco 1975 entstand eine unübersichtliche Situation, in der sich Spanien schließlich aus der Westsahara zurückzog und die Sahrauis aber dann nicht frei und selbstbestimmt über ihr Schicksal entscheiden konnten, wie laut UN-Beschlüssen bei Entkolonisierungsprozessen vorgesehen, sondern Marokko und Mauretanien die Westsahara unter sich aufteilten und besetzten.
Viele der ansässigen Sahrauis flohen vor Gewalt und Repressionen aus ihrer Heimat und wurden von marokkanischen Luftstreitkräften während der Flucht bombardiert. Algerien nahm die Flüchtlinge auf (auch Gadafis Libyen hatte dies angeboten) und so bauten Sahrauis nach und nach die Flüchtlingslager bei Tindouf auf, die bis heute existieren. Nach 16 Jahren Krieg, wurde im Jahr 1991 ein Waffenstillstand zwischen Marokko und der Polisario vereinbart, wobei man sich auf ein Referendum einigte, das von der UN-Mission MINURSU (United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara) organisiert werden sollte. Bis heute hat das Referendum, d.h. die Abstimmung der Sahrauis über ihr politisches Schicksal, nicht stattgefunden.
Quellen:
Judit Tavakoli: Zwischen Zelten und Häusern - Die Bedeutung materieller Ressourcen für den Wandel von Identitätskonzepten saharauischer Flüchtlinge in Algerien. Berlin: regiospectra, 2015, S. 19-21;
Michael Baers: A History of the Western Sahara Conflict. The Paper Desert, 2022, S. 103-108.
Zurück zum Glossar,
zurück zu Exkursion Algerien 2024