Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Tag 11 Mittwoch: Eine kurze letzte Nacht und Abschiedsgedanken

 

bild 1Die letzte Nacht war kurz - der Ausblick aber war fantastisch. Ich verbrachte sie auf der Dachterrasse unseres Hotels. Julian, Teresa und Melissa waren mit von der Partie. In der Morgendämmerung glich die Große Moschee von Algier einem Leuchtturm.
Müde waren wir. Nach schneller Espresso-Injektion gerieten wir samt Gepäck in den Morgenverkehr von Algier. Beim Boarding der Autos lösten wir ein zeitweiliges Chaos in der gedrängten Straße der Kasbah aus.
Sahrauische Lieder wurden von YouTube über den Aux-Anschluss des Autos in meine Ohren und weiter aus dem offenen Fenster auf die Autobahn gespült. Wahrscheinlich über die Liebe. Aber ich stellte mir vor, sie handeln von einer Rückkehr. Übermüdung ließ den Gedanken schnell verblassen.
Am Flughafen schien die Sonne flach über der langen Straße. Unsere Gruppe war vollständig, der Weg war klar. Gepäckaufgabe, Einchecken, Sicherheitscheck, Warten.

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Dieses Mal kamen wir alle reibungslos an den Ausreiseschaltern vorbei. Natürlich antwortete ich noch ein letztes Mal mit schlechtem Spanisch auf schwierig verständliches Französisch. Der Switch zwischen Algier, den Camps und wieder Algier brachte mein Sprachzentrum komplett ins Taumeln. Französisch, Spanisch, Französisch - die Kongokonferenz lässt bitter Grüßen.

Eine letzte Zigarette auf algerischem Boden und dann Dösen am Gate. Marie und ich entdeckten in einem der Souvenirshops neben einer Menge Datteln eine 3D-Karte von Afrika. Der Süden Algeriens ist spitzer als der Rest des Landes.
Der Begriff „Kulturkreis sei Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt worden und heute überholt, erklärt Bettina. Er impliziere eine Abgeschlossenheit von Kulturen, die so nicht existiere. Die Leichtigkeit, mit der ich über die Reise Informationen aufnehmen konnte, fehlt mir im Nachhinein. Am Gate vertreibe ich mir die Zeit damit, bei meinen Mitreisenden Stoff für diesen Blogeintrag zu sammeln. Ergebnis: auf Komfort wird sich kollektiv gefreut, das soziale Umfeld wird potentiell vermisst werden. Christina freut sich auf ihren Sohn. Meine Erfahrung zeigt, dass die Hamams in den Camps schnell Alltag waren. Äußere Umstände, mit denen ich mich nach einiger Zeit arrangieren konnte. Die Verfügbarkeit von Wasser hebt sich auf ein neues Level der Wertschätzung.

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Aber materielle Lebensbedingungen sind nicht das Problem in den sahrauischen Camps bei Tindouf. Ich glaube, es ist die Sehnsucht nach Selbstbestimmung, die die meisten nur noch aus Erzählungen kennen.

Aus dem Flieger wirkt Algier trockener und langsamer. Kurz darauf ist nur noch Meer zu sehen. Die zweieinhalb Stunden Flug von Algier nach Frankfurt erscheinen mir surreal, wenn ich daran denke, was für ein kontextueller Quantensprung es für mich war.


Cord Beumer


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