Plötzliche Abfahrt zum Interview
Der Grund, warum Marie mich plötzlich anrief, war, dass wir außerplanmäßig zum Interview fahren mussten. Fatmatu, die uns ein Interview für Samstag versprochen hatte, merkte plötzlich, dass sie Freitag gemeint hatte. Also haben wir vier Frankfurter (Cord, Marie, Teresa und ich) uns schnell mit Leo zusammengetan und sind zu Fatmatu gefahren. Leo kam mit, weil er sich dafür interessierte.
Die vier Frankfurter hatten vor der Reise gemeinsam ca. sechs Interviewfragen zu unserem Forschungsthema „Generationswandel der Frauen im Camp“ ausgearbeitet. Wir wussten aber nicht, wen wir interviewen könnten und warteten die ganze Zeit auf eine Gelegenheit. Beim gestrigen Besuch des Heimatmuseums waren Cord und Marie sehr aufmerksam. Als die Museumsdirektorin Fatmatu eine lange Abschiedsrede vor dem Museum hielt, wussten wir, dass diese Frau mit der starken Ausstrahlung unsere Frau ist. Daraufhin baten Cord und Marie sie um ein Interview, das ursprünglich für Samstagabend geplant war. Da Bedida eine vorübergehende Rolle als Übersetzerin für das Programm des Heimatmuseums übernommen hatte, blieb es ihr Schicksal, auch am Interviewtag unsere Hassaniyya-Deutsch-Übersetzerin zu sein. Bedida zeigte an beiden Tagen ihr Talent als Übersetzerin und wir fühlten uns nach dem Interview, als ob sie schon ein Mitglied unseres Forschungsteams geworden ist. Nachdem wir Fatmatu am Vortag das Thema unserer Forschung erklärt hatten, lud Fatmatu, uns entgegenkommend ein, ihre Pflegetochter und eine weitere Dame zu interviewen. Das Interview dauerte dann circa zwei Stunden. Cord hat den gesamten Ablauf modelliert. Er hat das sehr gut gemacht. Es gab eine Frage, bei der eine bestimmte Voreinstellung eingebaut war. Als Marie das merkte, hat sie die Frage sofort umformuliert und den befragten Damen die Freiheit gelassen, zu antworten. Überraschenderweise erwiesen wir uns auch als gut eingespieltes Forschungsteam, worauf ich sehr stolz war. Als das Interview beendet war, war es draußen schon stockdunkel.
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