Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Wintersemester 2012/13

Protest, Aufstand, Bürgerkrieg in der islamischen Welt

Ort: Universitätshauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1 (M) - M 014. Achtung: Der Vortrag vom Donnerstag, 17. Januar 2013 findet statt im Universitätshauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1 (E) - E004.

Anna Vlachopoulou, M.A.:

Di 30.10.2012 - 19:00

Jeder gegen jeden. Die Bedeutung von Intra-Elite-Konflikten für revolutionäre Erhebungen im Osmanischen Reich am Beispiel der Griechischen Revolution von 1821.

Als 1821 in der osmanischen Provinz Mora (Peloponnes) eine Revolution ausbricht, sind die Osmanen schockiert und die europäischen Philhellenen begeistert, während die lokalen Eliten die komplexen Fehden fortführen, die schon lange vor Ausbruch der Revolution bestanden hatten. Der Vortrag versucht eine theoretische Einordnung von Intra-Elite-Konflikten, untersucht am Beispiel der Griechischen Revolution gegen die Osmanische Herrschaft ihre Rolle für den Ausbruch von revolutionären Erhebungen und stellt die Frage, gegen wen sich diese Erhebungen richten

Prof. Dr. Christoph Herzog (Bamberg)

Di 13.11.2012 - 19:00

Überlegungen zu den Aufständen im Irak in sptäosmanischer Zeit

Die neuen Hegemonialaspirationen der Türkei in der Region des einstigen Osmanischen Reichs rufen geradezu nach einer kritischen Neuevaluation der nicht selten unter dem Label "Pax Ottomanica" dargestellten osmanischen Provinzialherrschaft.

Der Vortrag versucht anhand von Aufständen und Protestbewegungen während des 19. Jahrhunderts in der peripheren Region des Irak nachzuvollziehen, wo sich die staatszentrische Doktrin des osmanischen Landfriedens (asayis,) in die modernen Geschichtsschreibung übernehmen läßt und wo sich andere Beschreibungen anbieten

Prof. Dr. Christoph K. Neumann

Di. 27.11.2012 - 19:00

Der Sturz Selims III. – ein typischer Istanbuler Stadtaufstand?

1807 scheiterte der erste Versuch einer umfassenden Erneuerung des Militärs und der Staatsverwaltung des Osmanischen Reichs, das Nizam-ı Cedid die "neue Ordnung" Sultan Seli-ms III. Der Sultan wurde im Zuge eines Aufstandes abgesetzt, die von ihm und seinen Vertrauten in Gang gesetzten Reformen rückgängig gemacht. Dieser Vortrag versucht die Frage zu beantworten, inwiefern der zu Seli-ms Sturz führende Aufstand als ein "typischer" Istanbuler Stadtaufstand betrachtet werden kann, wie er im 17. und 18. Jahrhundert häufiger in Krisensituationen vorgefallen war, oder ob auch in der Weise, wie die Rebellen vorgingen, sich Elemente einer Modernität finden lassen

Prof. Dr. Hans Georg Majer

Di 11.12.2012

Der Sultan entthront, der Mufti erschlagen. Fast ein osmanischer Bürgerkrieg im Jahre 1703.

Seit der Belagerung Wiens 1683 währte der Krieg. Da bestieg 1695 Mustafa II. den osmanischen Thron. Er stand im besten Mannesalter, sodass ihn hochgespannte Erwartungen empfingen. Energisch und zunächst erfolgreich stellte er sich bis zur Niederlage von Zenta an die Spitze des Heeres. Auf den Frieden von Karlowitz (1699) folgten fünf Jahre Frieden. Am Ende Aufruhr, Istanbul gegen Edirne, der Sultan abgesetzt und der Schejchülislam, sein Mentor, erschlagen. Wie kam es dazu?

Dr. Mehr A. Newid

Di 8.1. 2013

Über dreißig Jahre Krieg in Afghanistan – eine Chronik des Schreckens.

Einst war Afghanistan ein friedliches Land und ein Paradies für Nostalgiker, Friedenshelfer (engl. Peace Corps) und Hippies. Die afghanische "Tragödie" begann mit dem Putsch des Prinzen Davoud am 17. Juli 1973 gegen König Zahir. Davoud selbst kam 1978 durch einen blutigen Putsch der Kommunisten um. Der Afghanistan-Konflikt ähnelt einem Krebsgeschwür, bei dessen Heilung viele Ärzte im Einsatz sind. Der Referent wird auf verschiedene Aspekte der Entstehung des Konflikts in und um Afghanistan eingehen und seine während seines halbjährigen Aufenthaltes in Kabul im Jahre 2011 gewonnenen Eindrücke darlegen.

Prof. Dr. Kai Hafez (Erfurt)

Donnerstag! 17.1. 2013

Von der „liberalen Autokratie“ zur „illiberalen Demokratie“ ? Ägyptische Medien vor und nach dem „Arabischen Frühling“

Die arabischen Medien haben in den letzten Jahrzehnten erheblich zur Herausbildung einer kritischen Öffentlichkeit und zur Dynamisierung der politischen Kulturen in Nordafrika/Nahost beigetragen und so auch den Ausbruch des „Arabischen Frühlings“ begünstigt. Die Konsolidierung und Weiterentwicklungder Medien- und Meinungsfreiheit nach einemRegimewechsel hat allerdings schon manche junge Demokratie vor erhebliche Probleme gestellt. Das Beispiel Ägyptens zwei Jahre nach der Revolution zeigt, dass die alten in den Medieninstitutionen zum Teil beharrenden Eliten ebenso wie die neuen islamistischen Regierungen die Massenmedien für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versuchen. Gerät das Land nach der „liberalen Autokratie“ Mubaraks nun in eine Ära der „illiberalen Demokratie“ Mursis? Der Vortrag erörtert die widersprüchlichen Beziehungen im Verhältnis Medien-Politik im heutigen Ägypten. Er weist auf Kontinuitäten der Restriktion ebenso wie auf neue Freiheiten und Reformprojekte, und er richtet den Blick über die politische Kommunikation hinaus auf soziale und kulturelle Tiefenstrukturen, auf Märkte, Produzenten und Nutzer öffentlicher Kommunikation. Denn nur so lassen sich die Potenziale, aber auch die Probleme der zukünftigen Demokratie- und Medienentwicklung verstehen.

Prof. Dr. Werner Ende (Freiburg i.Br. / Berlin)

Di 5.2.2013 - 19:00

Von der Resignation zur Revolte: Die Schiiten in Geschichte und Gegenwart

Seit den 1970-er Jahren befindet sich ein Großteil der schiitischen Muslime in einer Phase der religiös-politischen Mobilisierung. Damit geht ein Jahrhunderte währender Zustand des weitgehenden Quietismus zu Ende. Die auf dem Felde der Politik lange vorherrschende, resignative  Haltung, die von den Religionsgelehrten gerechtfertigt wurde, hat teilweise einem entschiedenen Aktivismus Platz gemacht. Jene mehr oder weniger passive Haltung ergab sich aus schweren Niederlagen und Perioden der Verfolgung, die bis in die Frühzeit des Islams zurückreichen. Die gegenwärtigen Revolten sind nicht zuletzt auch als Versuch zu verstehen, diese frühe Geschichte im Sinne der Schia zu revidieren bzw. zu überwinden.


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