Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Sommersemester 2014

Vortragsreihe: Märkte, Basare und Messen

 

Ort: Universitätshauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1 (M)
Raum M 014, 19 Uhr c.t.

15. 04. 2014

DR. CHRISTL CATANZARO
„Urlaub mit Kopftuch beim Ayatollah“? Irans Auftritt bei der ITB in Berlin

"Urlaub mit Kopftuch beim Ayatollah", so der Titel eines Artikels in der Welt vom Januar 2014, der von einem Anstieg an Iranreisen nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Rouhani berichtete. Anstelle des Ayatollahs hätte man auch auf die iranische Atompolitik oder die Lage Irans auf der "Achse des Bösen" rekurrieren können. Es sind immer und immer wieder diese negativen Bilder, die die westliche Welt mit Iran assoziiert. Dazwischen gelegentlich ebenso verwunderte wie begeisterte Berichte von Reisenden, die sich trotzdem nach Iran gewagt haben. Davon ausgehend sollen offizielle Stimmen aus der Islamischen Republik Iran analysiert und der Auftritt Irans auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin unter die Lupe genommen werden. Sind Reisende aus dem Westen überhaupt erwünscht? Und falls ja, was tut Iran, um sie anzulocken und den Tourismus anzukurbeln? Sie werden sich wundern...

29. 04. 2014

DR. DANIEL POTTHAST
Kolonien vor Kolonialismus? Die Rolle des funduq im mediterranen Fernhandel des Spätmittelalters

Dem Fernhandel in der islamischen Welt waren bestimmte Orte zugewiesen. Karawansereien dienten als Lager, Gasthaus und Markt, die Händlern Schutz gewährten und gleichzeitig ihre Kontrolle durch die Obrigkeit zuließen. Ab dem 13. Jahrhundert wurden in den arabischen Mittelmeerhäfen solche funduqs für Händler aus bestimmte europäischen Handelszentren eingerichtet. Da europäische Herrscher begannen, die Existenz der funduqs vertraglich abzusichern, sich die funduqs von Einzelgebäuden zu kleinen Stadtviertel entwickelten und dort Steuern auch für europäische Herrscher erhoben wurden, wird das funduq-System in der Forschung teilweise als Vorläufer eines Kolonialismus betrachtet. Im Vortrag wird genauer untersucht, wie dieses System funktionierte, welche Vorteile es für beide Seiten generierte und wie Elemente daraus auch nach Europa

13. 05. 2014

PROF. DR. ANDREAS KAPLONY
Sklavenstraße – Pelzstraße – Seidenstraße: Städte und Märkte im Spiegel der arabischen und persischen Geographie

Zentralasien spielt in der Islamischen Ökumene von der muslimischen bis zur mongolischen Eroberung im 13. Jh. eine prägende Rolle, die nicht zuletzt auf der wirtschaftlichen Stärke dieser „Drehscheibe der Seidenstrasse“ beruht. In diesem Vortrag gehen wir den Angaben nach, die die arabischen und persischen Geographen über die Städte und Märkte in dem Gebiet macht, das heute unter anderem Mashhad in Iran, Mazar-i Sherif und Kabul in Afghanistan, Tashkent, Khiwa und Termez in Uzbekistan und Kashgar in Xinjiang umfasst. Konkret geht es um die innere Gliederung der Städte, die Lage und Bedeutung der Märkte, die Herkunft der (einheimischen und fremden) Kaufleute und die Frage, welche Regionen die zentralasiatischen Kaufleute bereisen.

27. 05. 2014

PROF. DR. YAVUZ KÖSE (HAMBURG)
Basare der (Post-) Moderne

Basare nahmen im Alltag der osmanischen Gesellschaft eine zentrale Stellung als Orte des Konsums ein. Beginnend mit der Tanzimat-Ära erweiterte sich mit Warenhäusern westlichen Zuschnitts das Spektrum an Konsumorten und -formen. Wenngleich Warenhäuser sowohl baulich als auch im Einkaufserleben den Übergang zur Moderne markieren, lassen sich doch auch einige Parallelen mit osmanischen oder „orientalischen“ Basaren finden. Eine weitere Differenzierung des Einkaufserlebens liefern schließlich seit den frühen 1990er Jahren sogenannte „shopping malls“ amerikanischen Typs. War zunächst Istanbul die bevorzugte Metropole für diese „Kathedralen des Konsums“, wuchsen die im Türkischen unter der Abkürzung AVM (Alışveriş Merkezi) bekannten Malls in der gesamten Türkei wie Pilze aus dem Boden und firmierten lange Zeit als sichtbares Zeichen des türkischen Wirtschaftsaufschwungs. Der Vortrag bietet einen historischen Abriss dieser Entwicklung und geht der Frage nach, welche Funktionen diese Einkaufskomplexe abseits des vielfältigen Angebots an Konsumwaren gestern und heute erfüll(t)en.

17. 06. 2014

PROF. DR. KLAUS KREISER (BERLIN)
Über osmanische Shopping-Malls (Bedestens)

Bedestens (aus arab.-pers. bazzâzistân) oder „Tuchhallen“ waren mächtige, mehrkuppelige Bauten, die es in dieser Form und Funktion nur in den osmanischen Kernländern gab. Eine Siedlung, in deren Mittelpunkt ein Kaufhaus vom Bedesten-Typus fehlte, war im Verständnis der Osmanen keine wirkliche Stadt. Von anderen Basargebäuden unterschieden sich die Bedestens durch ihre besonders solide Bauweise, die Schutz gegen Brand und Einbruch versprach. In ihnen wurden die wertvollsten Güter angeboten: kostbare Textilien, Lederwaren und Waffen. Massive Kassen erlaubten die sichere Deponierung von Bargeld, Schmuck und nicht zuletzt von Dokumenten wie Schuldscheinen und Testamenten. Der Vortrag verfolgt auf Grund osmanischer und europäischer Zeugnisse Aufstieg und Niedergang dieser einmaligen shopping centers, von denen manche im Zeitalter des Massentourismus ein Revival erleben.

24. 06. 2014

DR. EVA TROELENBERG
Käufliche Dinge? Islamische Kunst zwischen Markt und Meisterwerk

Mit der Professionalisierung von Kunstmarkt und Kunstwissenschaft seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging auch eine Neu-Bewertung von Artefakten aus der islamischen Welt einher, und dies im doppelten Sinn: Zunächst bildete sich ein Bewusstsein für den künstlerischen und ästhetischen Stellenwert solcher Objekte, zugleich waren sie ökonomisierter Gegenstand einer oft elitären Konsumkultur. Komplementär zum Museum war der Markt damit eine bedeutende Institution für die Definition ‚Islamischer Kunst‘. Der Vortrag widmet sich primär der Gattung Teppich und ihrer Rezeption durch Akteure des Kunstmarkts wie etwa den Kunsthändler Max Bernheimer oder den Museumsmann Wilhelm von Bode. Der Vortrag wird exemplarisch beleuchten, wie sich in diesem Zusammenhang Bedeutungszuschreibungen und Interpretationen formierten und in welchem Verhältnis diese zum historischen Ursprungskontext der Objekte stehen.

08. 07. 2014

DR. ANNETTE KRÄMER (STUTTGART)
Der Bazar von Tashqurghan – Erinnerungen an mittelasiatisches Kulturerbe

Der Bazar (persisch) oder Suq (arabisch) ist traditionell das wirtschaftliche Herz einer Stadt, ob in Nord-Afrika oder in Afghanistan. Es liegt nahe, dies auch in Museumsausstellungen zu vermitteln. Im Linden-Museum Stuttgart gelingt dies seit drei Jahrzehnten durch die Rekonstruktion einer Bazarstraße mit Original-Bauteilen und Objekten aus Tashqurghan, heute Kholm, in Nordafghanistan. Der Bazar von Tashqurghan, der um 1850 errichtet worden war, hatte sich bis in die 1970er Jahre weitgehend unverändert erhalten. Erhalten hatte sich auch das ausgesprochen traditionelle Warenangebot. Die kulturhistorische Bedeutung dieses bekannten Bazars war einzigartig – in Afghanistan selbst, aber auch in Europa, wo 1972 gleich zwei ihm gewidmete Studien erschienen. Die Zerstörung durch sowjetische Bombardements in den 1980er Jahren war ein tragischer Verlust afghanischen Kulturerbes. Der Vortrag beleuchtet den Bazar und seine Besonderheiten ebenso wie die Erinnerung an ihn – in Stuttgart und Afghanistan.


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