Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Wintersemester 2016/17

Die Vorträge finden dienstags um 19 Uhr c. t. im Hörsaal M 014 (außer am 13.12.2016: Hörsaal A140) Universitätshauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, statt.

18. 10. 2016
Prof. Dr. Patrick Franke (Bamberg)
Abdallah ibn Umar und die Lehre von den fünf Säulen des Islam

Jeder weiß es, die Kinder lernen es schon in der Schule: der Islam hat fünf Säulen. Aber woher kommt diese Lehre? Im Koran werden die fünf Säulen nicht erwähnt. Und wer sich mit dem Gabriel-Hadith beschäftigt, auf den dieser Lehrsatz zurückgeführt wird, erkennt schnell, dass es sich um eine spätere Erfindung handeln muss. Die Suche nach den Ursprüngen der Fünf-Säulen-Lehre führt mitten in die Wirren des Zweiten Bürgerkriegs (680-692), als sich fünf muslimische Parteien feindlich gegenüberstanden und gegenseitig bekämpften. Der Vortrag soll zeigen, dass die Lehre von den fünf Säulen in dieser Zeit entwickelt wurde, um militanten Deutungen des Islams entgegenzutreten. Die entscheidende Rolle spielte hierbei Abdallah ibn Umar, der friedfertig gesonnene Sohn des zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab.

08. 11. 2016
Dr. des. Adrian Gheorghe
Die „Renner und Brenner“: Alte Betrachtungen und neue Forschungsperspektiven zu den Akıncı

Der Vortrag verbindet alte und neue Erkenntnisse zu der im Westeuropa unter den Begriffen "Renner und Brenner" wohl bekannten osmanischen Militäreinheit der akıncı (Streifzügler) und versucht die lange unterbrochene Forschung in diesem Bereich fortzuführen. Die Diskussion wird alle wichtigen Aspekte ansprechen: Begrifflichkeit, Organisation und Hierarchisierung, das Verhältnis Staat - lokale Warlords, das Verhältnis zu den anderen südosteuropäischen Militäreinheiten der Osmanen, die Zusammensetzung der Truppe, ihre Ausrüstung und Funktionalität. Der Leitfaden des Vortrags ist die Neudefinition der Akıncı-Institution und ihre Betrachtung in Rahmen des gesamten osmanischen Militärapparates.

29. 11. 2016
Mustafa Tupev (Bamberg)
Die Madrasa des Abulkhairiden Abdallah Khan in Buchara

Der Vortrag wird die Architektur der Madrasa behandeln, die ein wertvolles Zeugnis für den vorherrschenden Geschmack und für das handwerkliche Geschick dieser Epoche ist. Das Denkmal bildet gewissermaßen den Höhepunkt der Architekturentwicklung Transoxaniens kurz vor dem Untergang des dschingisidischen Klans kurz nach dem Tod Abdallah Khans. Zunächst wird die Bedeutung von Vorläufern aus dem 16. Jahrhundert für das Erscheinungsbild der Madrasa erläutert. Dann wird die Frage gestellt, ob die Eroberung Khurasans sich in der Architektur und Dekoration der Madrasa wiederspiegelt. Am Ende wird die Bedeutung der Architektur und Dekoration des Bauwerks für die Baukunst der nachfolgenden Tuqay-Timuriden besprochen.

13. 12. 2016
Prof. Dr. Zeynep Kuban (Istanbul/München),
Allianz Gastprofessorin für Islamstudien Antrittsvorlesung:
Zum Wandel der Architektur als Spiegel von Identität in der Türkei des 19. und 20. Jahrhunderts

Dieser Vortrag handelt von den wiederholten Wiederentdeckungen des osmanischen Erbes als Reaktionen auf Modernisierungsprozesse. Hierbei werden Beispiele aus dem 19. Jahrhundert, aus den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts erörtert und mit rezenten Entwicklungen verglichen. Da die Architektur eine besondere Rolle im visuellen Leben spielt, wird der Fokus der Diskussion auf der Architektur sein. In diesem Kontext soll auch die Rolle des Austausches mit Europa erörtert werden.

10. 01. 2017
Dr. Heidi Walcher
Sklaven, Menschenhandel und Abolition im Iran: Zu Englands imperialer Diplomatie und iranisch-islamischem Kulturprotektionismus im 19. und 20. Jahrhundert

Sklaven, Menschenhandel und Abolition im Iran: Zu Englands imperialer Diplomatie und iranisch-islamischem Kulturprotektionismus im 19. und 20. Jahrhundert

24. 01. 2017
Amir Hamid
Staat, Norm und Geschlecht im Diskurs des Aktivisten und Gelehrten Yusuf al-Qaradawi

Der islamistische Aktivist und Gelehrte Yusuf al-Qaradawi hat sich in den letzten Jahrzehnten als wichtigste und sichtbarste Autorität einer transnationalen muslimischen Öffentlichkeit positioniert, die die Grenzen des postkolonialen Nationalstaates in der arabischen Welt transzendiert. In al-Qaradawis öffentlichen Auftritten spielen rechtliche und ethische Normen zur Sexualität eine zentrale Rolle. Der Vortrag lotet die Festlegung und Zirkulation dieser Normen anhand seiner Schriften und medialen Auftritte seit den 1960er Jahren aus. Anhand dieses normativen Diskurses wird versucht, al-Qaradawis spezifischen Zugriff und seine Re-Konfiguration unterschiedlicher Stränge muslimischer Gelehrsamkeit, insbesondere im Bereich des fiqh nachzuzeichnen. In dieser partikularen Re-Konfiguration - so die These des Vortrages - spielt die Auseinandersetzung mit dem säkularen, autoritären Nationalstaat eine entscheidende Rolle.

07. 02. 2017
Prof. Dr. Christoph Herzog (Bamberg)
Verschwörungstheorien in der Türkei. Eine vorläufige Bestandsaufnahme

 Verschwörungstheorien scheinen derzeit global Konjunktur zu haben. Auch in der Türkei sind sie verbreitet und sogar zum festen Bestandteil der etablierten Medienlandschaft und politischen Kultur geworden. Aus einem solchen Befund wird leicht der Schluss gezogen, es handle sich beim Phänomen der Proliferation von Verschwörungstheorien schlicht um eine pathologische gesellschaftliche und politische Entwicklung. Eine genauere Betrachtung des Sachverhalts gerade in der Türkei zeigt aber, dass das Problem sehr viel tiefer liegt. Die einfache Frage, wie Verschwörungstheorien angesichts des offensichtlichn Vorhandenseins von realen Verschwörungen zu bewerten sind, soll als Einstieg in die Diskussion dieses tatsächlich höchst beunruhigenden Phänomens dienen.

In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur und der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Bayern e. V.


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