Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Sommersemester 2016

Die Vorträge finden dienstags um 19 Uhr c. t. im Hörsaal M 014 Universitätshauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, statt.

19. April 2016
PROF. DR. GEORGES TAMER
Vom Todesbringer zum Zeichen Gottes. Zeitkonzeptionen im Koran und seinem Kontext

Der Vortrag entfaltet die Zeitauffassung im Koran vor dem Hintergrund altarabischer Weltanschauungen, die in vorislamisch-arabischen Gedichten zum Ausdruck gebracht werden. Es wird zu zeigen versucht, inwieweit koranische Konzeptionen im arabischen Kontext der Spätantike verankert sind und wie im Koran altarabische Ansichten grundlegend umgekehrt werden, um neue Glaubensinhalte zu formulieren, die für Muslime universelle Geltung besitzen.

3. MAI 2016
PROF. DR. RAOUL MOTIKA
Antoine Köpe – ein Habsburger im Osmanischen Reich und der Republik Türkei

Antoine Köpes Biographie (1897–1974) ist ein überzeugendes Beispiel für die kosmopolitische Atmosphäre des alten Istanbul. Er war der Enkel eines ungarischen Revolutionsflüchtlings ins Osmanische Reich, der die Tochter des französischen Dekorateurs des Dolmabahçe Palastes geheiratet hatte und so dauerhaft in Konstantinopel ansässig wurde. Wie zuvor sein Vater arbeitete auch Antoine zeitweise für die Osmanische Bank, hatte aber zuvor etliche Abenteuer als Soldat der östereichisch-ungarischen Armee an der Palästinafront zu bestehen. Trotz der drohenden Ausweisung nach dem verlorenen Krieg blieb er seiner Istanbuler Heimat treu und überstand den Übergang vom Osmanischen Reich zur neuen Republik als Buchhalter einer italienischen Bergbaugesellschaft am Schwarzen Meer. Erst 1962 verließ er die Türkei in Richtung USA, wo bereits zwei seiner Kinder lebten. Der Vortrag beleuchtet die Familiengeschichte der Köpes und ermöglicht so einen Einblick in das bewegte Leben eines "ungewöhnlichen" Osmanen.

24. Mai 2016
PROF. DR. PETER ADAMSON
Das DFG Projekt "The Heirs of Avicenna: Philosophy in the Islamic East from the 12th to the 13th Century" (in deutscher Sprache)

The project focuses on the reception of Avicenna’s philosophy in the Islamic East (from Syria to central Asia) in the 12th-13th centuries CE. There has been very little research into the large number of extant philosophical works from this period, in part because of the long-standing but now discredited myth that philosophy in the Islamic world ended with Averroes (d.1198). In fact, this was a period of complex and sophisticated philosophical activity, embracing three major traditions: philosophical kalām (Islamic theology), Illuminationism, and philosophical Sufism. In this presentation we will explain the objectives of the project in more detail and give some examples of the philosophical riches to be found in this later, understudied period of philosophy in the Islamic world.

7. Juni. 2016
PROF. DR. CHRISTIAN MÜLLER
Zur historischen Entwicklung islamischen Rechts und seine Bezugnahme auf eine gottgewollte Normativität (šarīʿa)

Der Vortrag behandelt die Entwicklungslinien des islamischen Juristenrechts (fiqh) von seiner frühen Formulierung im 8. Jhdt. bis ins 19. Jhdt. Entgegen fundamentalistischen Ansichten bildeten sich wichtige Aspekte dieses Rechts erst nach dem 9. Jahrhundert heraus, etwa die juristische Hermeneutik (uṣūl al-fiqh) und in ihrem Gefolge die Selbstbezeichnung des Rechts als „šarīʿa“. Der fortlaufende Anwendungsbezug juristischen Denkens ergibt sich im Vergleich mit Gerichtsurkunden verschiedener Perioden. Im Wandel der Zeit waren Juristen und Kadi-Richter die Träger mehrerer auf islamrechtlichen Normen basierenden Rechtsordnungen.

21. Juni 2016
DR. DES. ANNETTE BÜRGER
Mit Worten Liebesszenen malen. Über die Vorstellung und Visualisierung von verschiedenen Liebesmodellen in Sami Paşazade Sezais Sergüzeşt (1888)

Im Vortag über Sergüzeşt soll es nicht nur um verschiedene Konzepte von Liebe und Partnerwahl gehen, sondern gleichzeitig auch um deren erzählerische Vermittlung. Im Roman wird die Geschichte auffallend indirekt durch Bildbeschreibungen und ähnliches dargestellt. Hier lässt sich eine Auseinandersetzung mit der französischen Literatur und Malerei in der osmanischen Kultur nachverfolgen.

5. Juli 2016
Prof. Dr. Ludwig Paul
Das Persische als lingua franca im Osmanischen Reich

Das Persische hatte fast 1.000 Jahre lang (vom 11.-19. Jh. n. Chr.) in weiten Teilen Eurasiens eine Stellung als bedeutende Verkehrssprache (lingua franca) inne. Die groben Fakten dieses Phänomens sind bekannt, eine methodisch zufriedenstellende Erklärung für die Ausbreitung und lange Dominanz des Persischen steht noch aus. Der Referent klärt zunächst begriffliche und methodische Fragen und entwirft ein Panorama des Persischen als lingua franca insgesamt. Dann stellt er das Persische als lingua franca im Osmanischen Reich im Sinne einer Fallstudie vor und versucht die Ergebnisse wieder auf das Verständnis des Gesamtphänomens zu beziehen.

 

In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur und der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Bayern e. V.


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