Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Vortrag von Prof. Dr. Juliane von Fircks (Jena): "Aneignung und Umdeutung. Islamische Streifenbrokate in der Malerei des 15. Jahrhunderts"

23.06.2022 um 18:00 Uhr

Plakat von Fircks

Wann? 23.06.2022, 18:00 Uhr c.t.

Wo? Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, Hörsaal M101

Zwischen 1200 und 1450 wurden tausende von Streifenbrokaten mit arabischen Inschriften aus dem muslimischen Ägypten und Vorderasien auf italienischen Schiffen nach Europa transferiert. Von Venedig und Genua aus fanden sie als Luxusgüter ihren Weg in die Märkte, gelangten von dort in den Besitz unterschiedlichster Abnehmer und wurden zu Gewändern und anderen textilen Objekten verarbeitet. Im Widerspruch zur breiten Akzeptanz dieser Seiden in der kulturellen Praxis steht das Zögern westlicher Maler, Streifenmuster mit Inschriften in ihre Kompositionen zu integrieren. In der Kunst des spätmittelalterlichen Europa wurden islamische Streifenbrokate erst nach 1400 nachgeahmt, als sie von den Märkten fast verschwunden und durch italienische Samte mit Granatapfelmuster ersetzt worden waren. Gemalte Stoffe erweisen sich als Schlüssel zum Verständnis dessen, wie seidene Materialität, gewebtes Gold und Streifenmuster wahrgenommen wurden. Einzelne Bilder und Miniaturen geben zu erkennen, wie Muster muslimischen Ursprungs vor dem Hintergrund westlich-christlichen Weltverständnisses ausgedeutet und neu interpretiert wurden. Die Zeichenfunktion islamischer Streifenbrokate in den Bildern westlicher Maler hielt sich bis ins 17. Jahrhundert.

Juliane von Fircks ist Professorin für Kunstgeschichte des Mittelalters an der Friedrich Schiller-Universität in Jena und Institutsdirektorin. Nach dem Studium in Greifswald, Poitiers und Berlin führte ihr wissenschaftlicher Weg über Paris und Florenz, Berlin und Mainz schließlich nach Jena. Schwerpunkt ihres Forschens ist u.a. die Ästhetik und Funktion von Textilien in Mittelalter und Früher Neuzeit, ein besonderes Forschungsprojekt heißt „Luxusgewebe des Orients im spätmittelalterlichen Europa. Transfer – Adaption – Rezeption“. Zu dieser Thematik hat sie zahlreiche Publikationen vorgelegt.

Veranstaltet von der Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für den Nahen und Mittleren Osten, LMU München



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