Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Mein Scheidungslied in einer Minute

Nachdem Cord, Marie Leo und Teresa mit dem Auto weggefahren waren, musste ich mit Bedida auf die Rückkehr des Autos warten. So musste Bedida noch meine letzte höfliche Bitte an die Damen übersetzen. Da Fatmatu mich am Vortag im Heimatmuseum mit einer traditionellen sahrauischen Hochzeitszeremonie verheiratet hatte, bat ich sie, mich nach sahrauischer Tradition zu scheiden, d.h. eine traditionelle Scheidungsfeier durchzuführen. In dem Moment, als Bedida den Damen meine Bitte erklärt hatte, leuchteten die Augen der Damen, sie waren alle so aufgeregt, sie fühlten sich so glücklich, und noch glücklicher als dem Moment als sie gestern im Heimatmuseum die Braut gefunden hatten. Fatmatu sprach lange mit Bedida. An ihrer Geste erkannte ich, dass Bedida, selbst als gebürtige Sahraui, von dem nicht mehr häufig praktizierten Scheidungsfest nichts wusste. Dann erzählte mir Bedida, dass die Damen es so lustig fanden, dass ich ernsthaft nach einer traditionellen Scheidungsfeier fragte, denn gestern hätten wir doch nur eine Hochzeit gespielt. Nachdem Bedida von den Damen über diese wichtige Tradition aufgeklärt wurde, fingen die Damen an, das Scheidungslied zu singen. Sie sangen insgesamt etwa nur eine Minute lang, aber mit so viel Freude. Ich konnte mir eine traditionelle Scheidungsfeier vorstellen, denn die Art und Weise, wie die Frauen das Scheidungslied mit klatschenden Händen gesungen haben und wie viel Kraft und Freude sie beim Singen zum Ausdruck brachten, zeichnete eine Scheidungsfeier als echte fröhliche Feier aus. Das war meine erste Erfahrung mit einer Scheidung. Dass sie so positiv war, hat mich selbst überrascht.

 


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