Das Aufstehen
Wir durften ein paar Stunden später aufstehen als die Tage zuvor. Am Abend zuvor hatte ich unsere Gastmutter Mariam gefragt, wann wir aufstehen sollten und als Antwort 8 Uhr bekommen. Nachdem unsere Wecker geklingelt hatten und wir nichts von der Familie hörten, beschlossen Marie und ich, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, im Schlafsack liegen zu bleiben. In der Nacht gab es immer wieder heftige Regenfälle, die mich bis 1:30 oder 2:00 Uhr wach hielten, weil ich mir Sorgen um das Dach machte. Da tat es gut, noch eine halbe oder eine Stunde länger liegen zu bleiben. Um 9:20 Uhr brachte Mariam das Frühstück ins Zimmer. Kurz bevor wir anfangen konnten zu essen, hörten wir lautes Reden aus dem Fenster. Hassina, die Gastmutter von Cord und Leo, redete plötzlich sehr laut und hektisch auf Mariam ein. Dann kam Mariam und sagte uns, dass wir uns dringend fertig machen sollten, da wir bald aufbrechen müssten. Denn der Souk, den wir mit Cords und Leos Familie besuchen sollten, schließe bereits um 11 Uhr wegen des Gebets.
Verwirrt und unausgeschlafen mussten wir alles im Turbotempo erledigen. Wir mussten uns mit Sonnencreme eincremen, die Zähne putzen, uns anziehen. Die größte Herausforderung war es, schnell auf die Toilette zu gehen, denn ohne fließendes Wasser lässt sich der Vorgang leider kaum beschleunigen. Als ich von der Toilette kam und mir dringend die Hände waschen musste, sah ich Hassina am Fenster. Sie hatte den Kopf ins Zimmer gebeugt und rief laut „Yalla Yalla“. Im letzten Moment konnte ich noch zwei Bananen für mich und Marie mitnehmen. Um 9.40 Uhr stiegen wir pünktlich ins Auto. Auf dem Beifahrersitz saßen Hassina und ihre Nichte Ara. Auf dem Rücksitz, auf den maximal drei Personen passen, saßen wir zu viert. Meine linke Hüfte drückte gegen die Tür, so hatte ich eine stabile Sitzposition. Ich schloss die Tür mit der Sicherung. Das gab mir ein sicheres Gefühl, als ich mit der Hüfte dagegen drücken musste. Im Kofferraum saßen Hamed und zwei Jungs aus unserer Nachbarschaft sowie Heillia, die Tochter unserer Gastfamilie. In ca. 10 Minuten waren wir am Souk, dem Markt.
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