Institut für den Nahen und Mittleren Osten
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Asli Erdogan und Can Dündar

IM GESPRÄCH MIT ALEX RÜHLE UND LUISA SEELING (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG) / IN

06.03.2018 um 20:00 Uhr

Die Münchner Kammerspiele veranstalten am 06.03.2018 ein Gespräch, zu dem die Schriftstellerin Aslı Erdoğan und der Journalist Can Dündar eingeladen sind. Beide gelten als
Verfechter für Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei und führen ihren Kampf für diese Rechte in Deutschland aus dem Exil fort und setzten sich für eine demokratische Türkei ein.
Die Journalisten Alex Rühle und Luisa Seeling der Süddeutschen Zeitung werden an diesem Abend mit den Gästen über Widerstandsmöglichkeiten sowie über die vorherrschende Situation in
der Türkei diskutieren. Es stellt sich außerdem die Frage, welche Rolle dabei Europa einnimmt und inwiefern Fähigkeiten zur Handlung in dieser angespannten Lage existieren.


Can Dündar, der ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung „Cumhuriyet“, die 2016 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, saß wegen seiner mutigen Berichterstattung über
Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes nach Syrien drei Monate in türkischer Einzelhaft, wurde zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und ist nur knapp einem Mordanschlag entkommen. Doch Dündar setzt seinen Kampf für die Pressefreiheit in seinem Land und gegen Erdoğan von seinem Berliner Exil aus fort. In seinen Aufzeichnungen aus dem deutschen Exil („Verräter – von Istanbul nach Berlin“ erschienen: 2017) erzählt er von den Ereignissen, die sich in dem letzten halben Jahr nach seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft überschlagen haben: Prozess, Attentat, Urteil, der Putschversuch in seiner Heimat, seine Flucht nach Deutschland, sein Exil in Berlin. Dort führt er ein Leben zwischen Bedrohungen und Anfeindungen, denn er kämpft weiter für Meinungs- und Pressefreiheit sowie für eine demokratische, westlich orientierte Türkei.


Aslı Erdoğan, die große türkische Romanautorin und Oppositionelle, ist zur Symbolfigur für die Meinungsfreiheit und das Ausmaß der türkischen Willkürherrschaft geworden. Für ihre Publikationen wurde sie viereinhalb Monate inhaftiert und ist momentan unter Auflagen für die Dauer des Gerichtsprozesses frei. Erstmals liegt nun eine Auswahl ihrer politischen Essays, die derzeit nicht in der Türkei erscheinen können, auf Deutsch vor. Mutig nennt sie die Dinge beim Namen: Willkür und Unterdrückung, Gewalt, Folter, Schuld.


Inhaftierungen, wie die von Dündar und Erdoğan sind schon lange keine Einzelfälle. Über 150 Journalisten befinden sich heute in der Türkei in Haft, der Rest leidet unter Unterdrückung und ständiger Gefahr. Ihnen wird nicht zugestanden bestimmte Veranstaltungen zu besuchen, Informationen werden vertuscht und vorenthalten und Gesprächspartner wollen ihnen keine Interviews geben. Alle Journalisten und Journalistinnen in der Türkei, die nach Transparenz und Wahrheit streben, befinden sich in Gefahr und riskieren ihr Leben. Von der Regierung als „Verräter“ gebranntmarkt, kämpfen die Journalisten mit der einzigen Waffe – ihrer Sprache – für Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei und wollen Verschwiegenes ans Licht bringen.


In den Münchner Kammerspielen werden die eingeladenen Journalisten zu Wort kommen, um über vielleicht bis jetzt Verschwiegenes zu sprechen und über Strategien des Widerstandes nachzudenken.


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